![]() |
|
![]() |
|
![]() |
|
![]() |
|
![]() |
|
![]() |
|
![]() |
|
![]() |
|
![]() ![]() |
|
![]() |
|
![]() |
|
![]() |
|
![]() |
|
![]() |
|
Mit Maria im Apfelbaum
Gegen Weihnachten übten wir in der Schule jedes Jahr mit den
anderen Klassen ein Krippenspiel ein. Ein paar Jahre war ich
immer Joseph und hatte jedes Jahr eine noch herzigere Maria. So
langsam begriff ich, was ein liebes und herziges Mädchen ist.
Wir Schüler wohnten in zwei Dorfteilen. Von Unterbach waren wir
alle schon am Ort der Hauptprobe. Wir verkleideten uns bereits
als Joseph, Maria und die Hirten. Noch waren die Schüler von
Unterheid nicht da. Es lag Schnee auf Strassen, Dächern und
Wiesen. Es war Abend, kalt und schon finster. Da schlug ich vor,
unseren Kameraden entgegenzugehen. Wir kamen bei einem bewachten
Gebäude vom Militärflugplatz vorbei. Gleich daneben, auf der
anderen Seite der Strasse, standen ein paar Apfelbäume. Der eine
recht gut erkletterbar.
«Leute»,
sagte ich,
«macht
euch Schneebälle und folgt mir auf den Baum. Wir wollen die
anderen Krippenspielkameraden mit einer Schneeballschlacht von
oben begrüssen. Schliesslich singt ein Engel in einem Lied: Vom
Himmel hoch, da komm ich her, ich bring euch – natürlich nicht
Schneebälle!»
Gesagt, getan. Wir hoben unsere Maria ins Geäst. Die Hirten und
Soldaten schafften es alleine. Kurze Zeit später sassen wir, mit
Schneebällen ausgerüstet, im Apfelbaum.
Da ging die Türe beim Wächterhäuschen auf. Der Wächter trat
bewaffnet und mit einem Hund ins Freie. Dieser bellte los und
rannte gegen den hohen Gitterzaun, hinter dem die Strasse und
der von uns bezogene Baum waren. Der Wächter versuchte seinen
Hund zu beruhigen. Dieser aber sprang an der Abschrankung auf
und ab und bellte in unsere Richtung. Jetzt öffnete der Wächter
das Tor, und sogleich zog ihn der Hund, den er an der Leine
führte, unserem Baum entgegen. War das ein großes, klaffendes
Viech! Der Wächter zündete mit seiner Taschenlampe die Strasse
aufwärts und abwärts. Nichts zu sehen. Der Hund kratzte am
Baumstamm. Der Wächter zündete hinter den Baumstamm. Da aber gab
es nichts zu sehen, noch zu hören. Aber warum bellte der Hund
pausenlos in den Baum hinauf? Da hob sein Meister die
Taschenlampe und zündete in die Äste des Baumes hinauf. Und was
sah er da? Maria und Joseph und die Hirten auf einem Apfelbaum!
Vor Schreck sagte er vorerst
einmal nichts, und uns entglitten aus dem gleichen Grund die
Schneebälle. Dann aber fragte er barsch:
«Was
seid ihr für Esel? Runter mit euch und zwar sofort!»
Folgsam rutschten wir, Maria zuerst, gefolgt vom halben
Krippenspiel, dem Baumstamm entlang dem Boden zu.
«Zeigt
mal eure Gesichter, wer seid ihr?» Maria nahm den Schleier weg,
Joseph den Bart und die Hirten ihre Kapuzen. Als er uns entlarvt
hatte, sagte er:“«Es
gibt Momente im Leben, wo alles Theaterspielen keinen Sinn mehr
hat, wo man der sein muss, der man in Wirklichkeit ist. Merkt
euch das und geht jetzt schleunigst dorthin, wo ihr hingehört!»
Anfangs 2019
Nebst dem Bücherschreiben bekannt als Mathieu Eggler
![]() |
|
![]() |
|
![]() |
|
|
|