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Oh Tannenbaum
von Eckhard Leyser ![]() |
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Baujahr 1936, mit Sperrholztüren, für 200 Mark. Die Türen
durften wir Kinder streichen. Die Farbe war braun. Doch wir
hatten vergessen die Dose
aufzurühren, deshalb waren die Türen vorne hellbraun
und wurden nach hinten immer dunkler. Wir tauften das Auto
übrigens „Flotter Peter“.
Nach den Schulferien schlug ich mir bei einer Rauferei in
der Hochfeldschule beide Schneidezähne kaputt und lief
seitdem mit einer prächtigen Zahnlücke durch die Gegend.
Auch das Weihnachtsfest blieb mir als damals Neunjähriger in
prägender Erinnerung. Mein Vater versuchte zeitlebens, alles
möglichst billig zu kaufen und war ständig auf
Schnäppchenjagd. Mir fiel damals auf, dass wir zwei Tage vor
Heiligabend immer noch keinen Baum im Hof stehen hatten. Ich
sah dann auch nicht mehr nach und ließ mich am Bescherabend
überraschen. Meine Mutter läutete wie immer gegen 18 Uhr ein
Glöckchen und meine beiden älteren Schwestern und ich traten
erwartungsvoll in das Wohnzimmer unseres Reihenhauses. Doch
als ich den Baum sah, blieb mir der Mund offen stehen und
Tränen schossen mir in die Augen. Doch es waren keine Tränen
der Ergriffenheit sondern mehr der Enttäuschung. Es war der
hässlichste aller hässlichen Tannenbäume, die ich jemals
gesehen hatte. Eine besonders kurznadelige Fichte von
vielleicht einem Meter Höhe, an der fast keine Äste dran
waren. Um diese Lücken zu schließen und den Baum etwas
aufzupeppen, hatte mein Vater noch, handwerklich höchst
stümperhaft, weitere Zweige in den mageren Stamm gesteckt.
Einige silberne Christbaumkugeln, Lametta und vielleicht
zehn Wachskerzen, unterstützt von drei oder vier brennenden
Wunderkerzen rundeten den deprimierenden Gesamteindruck ab.
Weil selbst meinem Vater das ganze offensichtlich auch nicht
so richtig gefallen haben musste, hatte er eine
Schaumsprühdose besorgt und die dünnen Zweige mit dickem
Kunstschneeschaum besprüht. Er musste meine Enttäuschung
jedoch gespürt haben und gab zu bedenken, dass der Baum nur
20 Pfennig gekostet habe.
Der Samen-Burger habe ihn sogar von ursprünglich 2
Mark herabgesetzt, weil es bereits kurz vor Weihnachten war.
Nun ja, ich versuchte meine Tränen zu unterdrücken und
wollte schon tapfer das gemeinsame „Stille Nacht, heilige
Nacht“ anstimmen. Doch dann geschah das nächste Unglück. Vor
lauter Herumzupfen meines Vaters an dem mickrigen Baum fing
dieser Feuer. Und schnell wie mein Vater in solchen Dingen
immer war, packte er den Baumwinzling mit seinen großen
Bratpfannenhänden und warf ihn kurzerhand durch das
blitzschnell geöffnete Fenster auf die Terrasse. Somit war
das Baumproblem endgültig gelöst.
Und wie ging es weiter? Wir sangen trotz des intensiven
Geruchs nach verbranntem Kunstschnee noch einige Lieder,
mein Vater las wie immer das Lukasevangelium vor und dann
kam die Bescherung. Was ich bekommen habe? Soweit ich mich
erinnere, waren es wie jedes Jahr Unterhosen und Socken,
dazu einen Pulli, einen Füllfederhalter und eine kleine
Metalleisenbahn zum Aufziehen. Die fuhr immer knapp drei
Runden, bis die Feder wieder erlahmte. Zum Schluss haben wir
dann doch herzlich gelacht, als wir den abgekühlten
Jammerbaum auf der Terrasse betrachteten.
Aus heutiger Sicht, wo fast alles anders aber nicht
unbedingt immer besser ist, bleibt mir von damals vor allem
der angenehme Duft nach frisch gebackenem Weihnachtsgebäck
in Erinnerung. Ein Duft, der uns vor Weihnachten immer über
viele Wochen begleitete. zum Index Historische Weihnachtsgeschichten zum Index Kleine Weihnachtsgeschichten ![]()
Historische
Weihnachtsgeschichte
Diese historische, kurze Weihnachtsgeschichte erzählt vom Jahr 1954, dem Jahr in dem Deutschland die Fußball-WM gewonnen hat.. ![]() |
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