Weihnachten feiern in Polen in den 60er Jahren. Eine wahre Weihnachtsgeschichte

Barbara Akryps

Eine polnische Weihnachtsgeschichte

historische, wahre Weihnachtsgeschichte für Kinder und Erwachsene aus der Adventszeit in Polen-Schlesien der 60er Jahre. So feierte man in Polen Advent und Weihnachten. Von Frau Akryps im Jahr 2014 verfasst und der www-Weihnachten.de Redaktion zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

weihnachtsbaume

Die Vorfreude auf Weihnachten war bei uns Kindern immer groß, obwohl die Straßen und Schaufenster fast gar keine Adventsdekoration trugen.
Das Datum im Kalender reichte, um zu wissen, dass bald Ferien sowie Feiertage kommen. Natürlich gab es schon mal den einen oder anderen Versuch etwas festlichere Dekoration in den Schaufenstern zu erstellen, aber diese sahen eher traurig aus. Wie sollte ein kleiner Kunstbaum im schmutzigen und mit meistens Neonlicht beleuchtetem Schaufenster wirken? Niemand hat so eine Dekoration groß beachtet. Gestört hat sie auch niemanden. Wir kannten es nicht anders.

Jeder war mehr oder weniger mit den Vorbereitungen beschäftigt. Aber der Reihe nach. In unserer Kirche hing im Advent vor der Altartreppe ein großer Kranz mit vier Kerzen, die nacheinander angezündet wurden. Diese Tradition gab es nicht in jeder polnischen Kirche. Da unserer Pfarrer aus Westfallen stammte, hat er vermutlich dieses eingeführt. Auch ab dem 1-ten Adventtag sind wir Kinder zum Rorate gegangen. Es herrschte eine besondere Stimmung in der Kirche, die nur mit Kerzen und mitgebrachten Laternen beleuchtet wurde. Schon Tage davor haben wir gemeinsam mit Papa die Laternen gebastelt. Nicht jeden Tag haben wir es geschafft vor der Schule in die Kirche zu gehen. Aber wenn wir uns aufgerafft haben, die warmen Betten früher zu verlassen, den kalten, winterlichen Weg zu Kirche mit den Laternen zu bewältigen, dann waren wir richtig glücklich. Wir schwören uns dieses am nächsten Tag zu wiederholen. Leider oft war die Bettschwäre stärker als der kindliche Wille.
Am 6-ten Dezember haben alle Kinder den Niklaus erwartet. Bis heute weiß ich es nicht, wie es meinem Vater gelang sich aus der Wohnung zu stehlen und in die Nikolaus Kleidung zu schlüpfen. Wie aufgeregt wir auf ihn gewartet haben. Schließlich war es bekannt, dass manche Kinder statt Süßigkeiten eine Tüte Schwarzkohle und Kartoffelschalen bekamen. Sicher waren wir uns nie, was uns erwartet. Auch ganze Menge Respekt vor dem Niklaus haben wir gehabt, obwohl seine Schuhe kamen uns schon ziemlich bekannt vor. Trotzdem lag immer etwas Heiliges in der Luft. Es roch nach Himmel – oder aber haben wir Kinder dass nur so empfunden (es waren wahrscheinlich die Pfefferkuchenkekse).
Endlich war die erste Woche vorbei. In der Kirche brannte die erste Kerze. Man o man, noch drei Wochen bis Weihnachten – eine Ewigkeit für uns Kinder.

Zu Weihnachten haben sich Familie und Freude gegenseitig Grüße geschickt. Leider waren die gekauften Karten nicht sehr schön – wenig Auswahl, schlechtes, glanzloses Papier.
Dafür waren die Karten aus dem Westen Europas besonders bunt und sie glänzten. Die schönsten waren die mit dem Glitzer. Heute würde ich die wahrscheinlich als kitschig einordnen, aber als Mädchen fand ich die traumhaft schön. Diese brachten mich als 10-jährige auf eine Geschäftsidee. Ich produzierte, also malte meine eigenen Karten. Ich vermute, dass meine Verwandten aus dem Westen, Karten mit Motiven erhalten haben, die sie uns ein Jahr zuvor geschickt haben. Damals fand ich meine Karten sehr gelungen. Leider ist keine einzige erhalten geblieben, so dass ich dieses nicht beurteilen kann. Es könnte sein, dass Mama die Karten gar nicht versandt hat?

In dieser Zeit habe ich unter notorischen Geldmangel gelitten. Auf den Gedanken, dass wir ein Taschengeld von den Eltern hätten bekommen können, kamen wir Kinder gar nicht. Dieses war überhaupt kein Thema. Also versuchte ich mit meinen selbstgemalten Karten etwas Geld zu verdienen. Die Eltern wussten nichts davon. Auch noch heute, 50 Jahre danach habe ich davon nie etwas erzählt. So wissen sie bis heute nicht, welche „geschäftstüchtige“ Tochter sie hatten. Ich erstellte zu Probe so an die fünf Karten mit verschiedenen Motiven und ging damit von Tür zu Tür. Der Versuch fand am Anfang der Straße statt. Wir wohnten in der Mitte der Straße. Dass mich jemand dort kannte, war ziemlich unwahrscheinlich. Dieses habe ich schon intuitiv berücksichtigt. Da damals die Eingangstüren zu keinem Haus verschlossen waren, konnte ich ziemlich einfach an den einzelnen Türen klingeln. Leider wollte niemand mir meine Karten abkaufen. Ich schwöre, der Preis war angemessen, die Motive bunt und unterschiedlich. Nur ein älterer Herr bot mir etwas Geld an, wollte dafür aber keine Karte haben. War mir das peinlich. Ich wollte doch nur für meine selbstgemalten „Produkte“ einen fairen Preis bekommen und etwas Taschengeld verdienen. Auf den Gedanken, dass meine Aktion als Betteln ausgelegt werden konnte, kam ich zuerst nicht. Ob ich damals trotzdem das Kleingeld genommen habe, weiß ich nicht mehr, aber dass ich eine Karte in den Briefkastenschlitz gesteckt habe, daran kann ich mich genau erinnern. Ich unterbrach die Aktion. Kurz zusammen gefasst, meine selbstgemalten Karten, haben nur die Verwandte bekommen, wenn überhaupt.

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Wie´s früher Heiligabend war

Wenn Großeltern oder Urgroßeltern von früher erzählen, werden Erinnerungen wach, die man sein ganzes Leben nicht vergessen hat: an in Heimarbeit hergestellte Geschenke, an selbstgestrickte Wollsocken, an Puppen, die in der Adventszeit verschwanden und neu eingekleidet zu Weihnachten zurückkamen, an die frühe Morgenmesse am ersten Weihnachtsfeiertag, an Plätzchen aus Eichelmehl, Wunschzettel auf der Fensterbank, die das Christkind über Nacht abholte, an »bunte Teller« und den Blick durchs Schlüsselloch in die gute warme Stube.

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Meistens in der Vorweihnachtszeit kamen auch die Pakete aus Westdeutschland zu uns. Sie waren meistens ziemlich groß, weil sie neben den weihnachtlichen Süßigkeiten und Kaffee viel abgetragene Kleidung enthielten. Für uns war dieses eine große Hilfe, wo doch in den Geschäften vieles Mangelware war. Dadurch haben wir immer leckere Schokoladen, Kekse und Pralinen, Zucker-und Marzipankringel und Kaba zu Weihnachten gehabt. Alles hat wunderbar geschmeckt und machte Weihnachten zum echten Fest. Auch die meistens, alte Kleidung war begehrt. Da sie zwar schon unmodern aber aus guten Stoffen hergestellt war, diente sie uns als Quelle für neue Entwürfe und individuelle Kleidungsstücke. Ich habe mich schon gefreut, die alten Sachen mit Schere und Rasierklinge aufzutrennen, zu waschen bzw. reinigen zu lassen und zu bügeln. Mit so präparierten Stoffteilen und mit ein paar Jahren alten Burda bzw. Otto Katalogen ausgerüstet, ist man zu der eigenen Schneiderin gegangen. Gemeinsam entscheid man sich für das nähen eines neuen, ganz individuellen Teiles. Ich trug dadurch immer interessante Kleidung und musste nicht nur die Sachen von der Stange nehmen. Wenn ich heute Berichte sehe über kreative Schneiderinnen in Afrika, die aus alten Kleidungsteilen Neues produzieren, denke ich an die Zeit, wo ich selber so etwas machte. Ich war die eigene Trägerin meine Produkte.

So ca. eine Woche vor Weihnachten mussten noch der Weihnachtsbaum, die Karpfen, die Orangen und der Mohn (frühestens zwei Tage davor) gemahlen werden. Ohne diese Sachen wäre Weihnachten kein Fest gewesen. Aber dieses ist schon eine andere Geschichte.


Elke Abt!
28790 Schwanewede!



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