Geheimnisvolle Winterwanderung

Andrea Schober

Spannende Familien Weihnachtsgeschichte, Kinder ab ca. 6 Jahre

winterwanderung

Es war ein kalter Wintertag. „Niemand“ wohnte alleine in einem kleinen Haus am Waldrand und fühlte sich so einsam, als wäre er wirklich niemand. Er bekam selten Besuch und gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit sehnte er sich nach Menschen, mit denen er zusammen ein paar schöne Stunden verbringen konnte. Kurzerhand beschloss Niemand eine Wanderung durch den verschneiten Winterwald zu machen. Er packte seinen Rucksack, denn es sollte ein längerer Ausflug sein. Vielleicht lernte er unterwegs ein paar Menschen kennen, die Niemand nett finden würden. Er packte ein paar Nüsse, einen Apfel, sein letztes Stück Brot, eine Armbanduhr und ein paar Münzen ein, zog sich seine dicke Winterjacke und Stiefel an und ging mit seinem Rucksack aus dem Haus. Draußen schneite es sehr stark.

Niemand stapfte durch den Schnee. Er kannte den Weg gut, der zum Wald führte. Bald schon sah er die schneebedeckten Bäume, die am Waldrand standen und er folgte dem Weg in den Wald hinein. „Wie soll ich hier jemanden finden, in diesem verschneiten Wald?“ fragte er sich und wusste selber keine Antwort. Trotzdem ging er weiter. Der Wald war schön, auch ohne Menschen, doch er wollte nicht mehr länger alleine sein und schon gar nicht an Weihnachten. „Ich muss es versuchen!“ sagte er zu sich selbst. Er lief weiter und bald kannte er sich nicht mehr aus. Der Wald wurde dichter und es war kein Weg mehr zu sehen. Dann sah er plötzlich bunte Lichter am Himmel. Er ging weiter, um diesen Lichtern entgegenzugehen. Er kam an den Rand des Waldes und sah vor sich eine Kirche mit vielen kleinen Häuschen drum herum. Es drang  Musik in seine Ohren.

Niemand gefiel das und er ging hinunter auf den Weihnachtsmarkt. Niemand hatte großen Hunger und es roch gut nach Reibekuchen, Glühwein, Bratwurst und warmer Schokolade.

Niemand dachte zunächst an leckere Reibekuchen und einen heißen Tee. Er ging an einen Stand, wo es die Reibekuchen gab, und bestellte 3 Stück. Als sie auf der Theke vor ihm dufteten, dachte Niemand darüber nach, was er dem Verkäufer dafür anbieten könnte. Doch schon bald merkte er, dass der Verkäufer nichts von seinen mitgebrachten Lebensmitteln hielt. Weder die Nüsse noch der Apfel und sein Brot interessierten ihn. „Hier wird mit Geld bezahlt und nicht mit so wertlosem Zeug, wie Du es mir anbietest. Schleich Dich davon! Von mir bekommst Du dafür nichts!“ Auch an anderen Ständen wollte man kein Tauschgeschäft mit seinen Lebensmitteln machen.

„Aber ich kann doch nicht meine Armbanduhr oder die wertvollen Münzen für eine kleine Mahlzeit hergeben“, dachte er. So setzte er sich hin und fing an seine Nüsse zu verspeisen. Mit dem warmem Tee war es das gleiche: „Könnte ich einen Apfel gegen heißen Tee eintauschen bitte“, fragte er vorsichtig einen Mann am Stand. „Du Spinner, was soll ich mit einem Apfel?“ fragte dieser. „Davon habe ich zu Hause genug.“ Betrübt ging Niemand zu einem Stand, wo es Töpfe und Pfannen zu kaufen gab und fragte dort: „Was kostet ein kleiner Topf.“ „20 Euro“, erwiderte die Stimme. „Euro, was ist denn das?“ sagte Niemand mehr zu sich selbst. Dies hörte der Verkäufer und wollte Niemand gleich wieder fortschicken.

weihnachtsmann und maedchen

Doch Niemand brauchte etwas Warmes und bot seine Armbanduhr zum Tausch an. Erst schaute der Verkäufer mit großen Augen auf die Uhr. Im nächsten Augenblick jedoch verfinsterte sich sein Gesicht und sagte:“ Na gut, ich will mal nicht so sein. Auch wenn die Uhr nichts wert ist, so will ich Dir einen kleinen Topf zum Tausch geben. Er ist zwar nicht mehr schön, aber seinen Zweck erfüllt er allemal.“

Niemand nahm den Topf , holte Wasser aus einem Bach und konnte mit Mühe ein Feuer anzünden, über dem er sein Wasser im Topf erhitzen konnte.

Nachdem er sich etwas aufgewärmt hatte, aß er noch das Brot und war fürs erste gestärkt.

„Mit diesen Menschen will ich nicht befreundet sein“, dachte er. „Ich werde wieder nach Hause gehen und weiterleben wie bisher.“ Er ging wieder hoch zum Wald und ließ die Musik der falschen Versprechungen hinter sich. „Sich freuen und etwas teilen“ das konnten diese Menschen sicher nicht, wie es die Worte der weihnachtlichen Lieder eigentlich versprachen.

Er tauchte wieder in die Welt der verschneiten Tannen ein. Plötzlich sah Niemand wieder ein Licht. Ein kleines Mädchen saß auf einem verschneiten Stein im Wald und hatte eine Kerze in der Hand. Als es Niemand sah lief es auf ihn zu und sagte: „Ich habe Hunger und mir ist so kalt. Kannst Du mich bitte nach Hause bringen?“ Niemand gab dem Kind zunächst seinen Apfel und kochte ihm dann heißes Wasser in seinem Topf.. Dabei fragte er es, wo es denn wohnen würde.

„In einem kleinen Haus mit einem Bach und einer Tanne“, antwortete das Kind.

„Oh, je!“, dachte Niemand, „davon gibt es bestimmt sehr viele!“. Zu dem Kind meinte er aber „Wir suchen jetzt Dein zu Hause! Weißt Du denn noch, woher du gekommen bist?“ „Nein“ weinte das kleine Mädchen „ich weiß es nicht mehr!“

Niemand nahm das Kind bei der Hand und ging mit ihm los. Es hatte zum Glück aufgehört zu schneien. Er meinte hin und wieder Fußabdrücke in dem Schnee zu erkennen. „Hatte sie das Mädchen auf dem Weg hierher hinterlassen?“, fragte er sich. Sie glitzerten seltsam bläulich oder bildete er es sich nur ein?

Sie gingen immer weiter, bis das Mädchen so müde wurde, dass es nicht mehr laufen konnte.

Niemand trug es nun in seinen Armen weiter, den Fußabdrücken folgend. Dann kam er wieder an einen Waldrand. Auch hier wurde es plötzlich hell vor Lichtern. Aber diese kamen nicht von einer Festbeleuchtung, sondern von Kerzen.

Niemand sah, wie sich überall Kerzenschein bewegte: von rechts nach links und umgekehrt, von der Ferne in die Nähe.

Es war ein richtiges Durcheinander und es waren Dutzende von Lichtern zu sehen. „Was ist hier los?“, fragte sich Niemand: “Spinne ich oder spukt es hier?“ . Diese vermummten Gestalten mit den Kerzen kamen ihm sehr komisch vor. Aber er wagte es nicht, jemanden anzusprechen.

Vorsichtig ging er weiter. Dabei ging er an den Gestalten vorbei, die irgendwas vor sich her jammerten. Aber Niemand konnte nicht verstehen, was sie sagten. Sie schienen sehr beschäftigt und traurig zu sein oder suchten sie etwa…? In dem Moment dachte er an das Mädchen in seinem Arm. Niemand stupste eine der Gestalten im Schnee an. Diese erschrak zunächst und fing an zu schreien. Dann erblickte sie das Mädchen in Niemands Armen. In diesem Moment schaute sie Niemand genauer an und rief: „Sie ist hier, kommt her!“ Alle Gestalten kamen auf Niemand zugelaufen und umringten ihn und das Kind mit den Kerzen. Sie umarmten sich gegenseitig, lachten plötzlich und erzählten ganz aufgeregt miteinander. Niemand wurde ganz warm ums Herz aufgrund der Freude über das gefundene Kind. Er wusste auch nicht, was dann mit ihm geschah. Wie von einer Wolke umringt führten ihn die Menschen zu einem kleinen Haus. Es war das zu Hause des Mädchens mit einem Bach und einer Tanne davor. Die Menschen riefen von Weitem: „Muri, Dein Kind ist da!“

Muri stand nun vor der Haustür und erwartete sein Kind. „Jemand hat Deine Tochter gefunden!“ „Entschuldigung!“, sagte Niemand, „ich heiße Niemand, nicht jemand!“. Muri schaute merkwürdig auf Niemand und dachte: „Wie kann jemand nur Niemand heißen und dann auch noch der Finder meines Kindes.“

Er lud den Fremden in sein Haus ein, bot ihm reichlich zu essen und zu trinken an und wollte nicht mal eine von seinen Münzen dafür bekommen. „Du hast mir das Liebste auf der Welt zurückgebracht, was ich habe, wie könnte ich dann auch noch Geld von Dir annehmen! Du bist für immer mein Gast und Freund.“ Niemand war sehr gerührt von diesen Worten. Er hatte nun einen richtigen Freund und vielleicht sogar ganz viele! Auch die anderen Menschen im Dorf schienen ihn freudig aufgenommen zu haben und ihn zu mögen.

Für Niemand war es der schönste Tag seines Lebens und ein Anfang für viele weitere schöne Tage. Auch wenn Niemand weiterhin Niemand hieß, fühlte er sich wie jemand der sein zu Hause gefunden hatte.

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