Linktipp der Woche: Kinder mit personalisierte Kinderbücher in der Entwicklung fördern

Himmlisches Weihnachtsmärchen

Ortner Erhart

Das neidische Englein

sterntaufe
Englein

Es muss vor wenigen Jahren gewesen sein, als lange in die AdventzeitEnglein hinein kein Schnee gefallen war und die Kinder sehnsüchtig darauf gewartet haben, dass es endlich einmal zu schneien beginnen würde! Schließlich wollten die vielen Buben und Mädchen ihre Schlitten aus den Schuppen holen und wie der Sausewind den verschneiten Hang hinunter brausen!

Bald hörte man schon das eine oder andere Kind rufen: „Hat denn die Frau Holle auf uns vergessen?“ oder „Warum schüttelt Frau Holle ihre Tuchent nicht aus, damit es bei uns schneit?“
Nun, es sei gesagt. Die liebe Frau Holle hat natürlich nicht auf ihre Arbeit vergessen – nein, sie konnte ihre große, schwere Tuchent ganz einfach nicht ausschütteln, das gute Stück war nicht mehr da! Verschwunden, wie weggezaubert! Wer hat sich mit Frau Holle einen üblen Scherz erlaubt? Oder war es gar kein Scherz? Steckt vielleicht mehr dahinter? Schauen wir also, wie diese Geschichte weitergeht!

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Viele kleine Englein spielten hoch oben im endlos weiten Wolkengarten. Sie lachten vergnügt, spielten Reigen, Fangen oder tollten einfach nur so herum! Nur ein kleines, pausbackiges Englein mit goldenem Lockenhaar war ganz verzweifelt. Es hatte gar keine Lust, mit den anderen zu spielen. Viel lieber würde es Winter für Winter auf die Erde hinunter fliegen um gemeinsam mit den Kindern eine lustige Rodelpartie zu machen! Und so lehnte es, den Kopf auf die kleinen Hände gestützt, seufzend an einem Wolkenfenster.
Viele Winter schon sah es den Kindern beim lustigen Treiben im glitzernden Weiß zu und jedes Mal wurde es ein klein wenig neidischer auf die kleinen Erdenbürger. Auch dieses Mal müsste bald Schnee fallen und dann würde die Sehnsucht wieder ganz groß werden.
Während das Englein angestrengt überlegte und grübelte, was es denn unternehmen solle, damit die Kinder nicht mehr Schlitten fahren könnten, kam ihm eine Idee! Ich frage einfach den Petrus, dachte es, er wird mir schon helfen und das Schneien auf der Erde einstellen!

sterntaufe

Eilig flog es durch den weiten Wolkengarten, bis es endlich beim großen Himmelstor angekommen war. Aufgeregt klopfte es an das schwere Tor und wartete, bis es ihm geöffnet wurde.
Es dauerte nicht lange, da tat sich die riesige Tür auf und heraus trat ein großer, stattlicher Engel mit langem, braunen Haar und mächtigen Flügeln. Als er den kleinen Engel erblickte, fragte er mit einem gütigen Lächeln: „Was führt denn dich hierher zu uns? Ich seh`s dir an, dass du einen Wunsch auf den Lippen hast!“
„Ich…ich..“ stotterte es nun, „ich möchte gerne zum Herrn Petrus, lieber großer Engel. Kannst du mich zu ihm führen?“ „Ja schon, aber was willst du denn von ihm?“ „Ich habe eine ganz große Bitte an ihn!“, antwortete das kleine Englein. „Hmm…na ja“, meinte darauf der Engel und griff sich nachdenklich an das Kinn. „Komm, ich führ dich zu ihm. Weißt du, normalerweise empfängt unser Herr Petrus um diese Zeit niemanden, schließlich hat er ja auch noch andere Sachen zu erledigen! Aber vielleicht macht er diesmal eine Ausnahme.“
Daraufhin schreitet er mit langen Schritten voran, aber das kleine Englein konnte dieses Tempo mit seinen kurzen Beinchen kaum mithalten! Also musste es hinterher fliegen, um einigermaßen „Schritt“ halten zu können!
Bald hatten sie den Weg zurückgelegt und standen nun vor einem wunderschönen, goldenen Tor. „Warte hier!“ sagte der große Engel, drückte vorsichtig die Klinke, schob den Torflügel auf und verschwand dahinter.

Geduldig wartete das kleine Englein vor dem schönen goldenen Tor und alsbald öffnete es sich auch! Wieder trat der große Engel vor das Englein und sagte: „Komm! Herr Petrus hat zwar viel zu tun, aber dich will er ausnahmsweise anhören, denn es scheint wichtig zu sein!“ Mit einem erwartungsvollen Ausdruck in seinem kleinen Gesichtchen folgte es ihm.
Schön ist es hier, dachte sich das Englein und bekam vor Staunen den Mund nicht zu. Alles glitzerte und glänzte und liebliche Trompetenweisen erfüllten den Raum! Solch Schönes hatte es zuvor noch nie gesehen! Und dort drüben, hinter einem wuchtigen Schreibtisch saß Petrus!
„Hier ist das kleine Englein, das so dringend zu dir wollte!“, sagte der große Engel. „Schon gut,“ meinte Petrus, trat hinter seinem Schreibtisch hervor und musterte mit seinen gutmütigen Augen den kleinen Bittsteller. „Was liegt dir denn am Herzen, Goldhaar?“, fragte er. „Wieso weißt du denn meinen Namen, Herr Petrus?“ wollte das Englein Goldhaar verwundert wissen. Da breitete sich über sein Gesicht ein Schmunzeln aus und seine Hand gleitet streichelnd über den mächtigen, weißen Bart. „Ja weißt du, ich kenne viele Namen, das gehört auch zu meinen Aufgaben. Aber sag du mir jetzt, was dich bedrückt und zu mir führt!“
„Hmm, Herr Petrus, ich möchte gerne, dass du… dass du…!“ Weiter kam es vorerst nicht, die Röte schoss ihm ins Gesicht und beschämend senkte es den Kopf. „Was willst du denn jetzt eigentlich von mir? Komm, sag es schon heraus!“, ermutigte ihn Petrus. Da nahm es den ganzen Mut zusammen und sprudelte seinen Kummer heraus: „Lieber Herr Petrus, ich möchte gerne, daß du es auf der Erde nicht mehr schneien lässt!“ „Aber wieso soll es denn auf der Erde nicht mehr schneien?“ fragte er erstaunt. „Weißt du,“ antwortete es, „ich möchte nicht, daß die Erdenkinder Schlitten fahren können!“ „Und warum sollen sie nicht mehr Schlitten fahren?“ Da zögerte es kurz und meinte darauf: „Weil…, weil ich nicht auf die Erde hinunter darf und die anderen Englein auch nicht! Dabei möchte ich sooo gerne auf einer Rodel sitzen und mit den Kindern da unten viel Spaß haben!“
Der heilige Petrus konnte kaum glauben, was er eben von Goldhaar vernommen hatte! Er sollte die Kinder bestrafen? Nur weil ein kleiner Engel neidisch ist? Nein, das geht auf keinen Fall!
Sorgenfalten machten sich auf seiner Stirn breit. Ermahnend meinte er darauf zu ihm: „Pass genau auf, was ich dir jetzt sage! Es ist uns Himmelsbewohner, ob große oder kleine Engel nicht erlaubt, am Erdengeschehen teilzuhaben! Folge dessen kannst du auch nicht auf die Erde hinunter und mit den Kindern Schlitten fahren! Und was das Schneien anbelangt, dafür ist immer noch die Frau Holle zuständig! So, und jetzt geh!“ Mit ernstem, nachdenklichem Gesicht drehte er sich ruckartig um und ließ Goldhaar einfach stehen.

Puh, dachte sich das Englein Goldhaar, als es enttäuscht wieder zurück durch den Wolkengarten ging, Petrus wäre fast böse geworden! Aber ich will einfach nicht, dass es auf der Erde schneit! Was hatte der heilige Herr gesagt? Für das Schneien ist die Frau Holle zuständig? Gut, dann gehe ich gleich zu ihr, sie wird mir bestimmt meine Bitte erfüllen.

Eilends lief es über die Wolken und weil das noch zu langsam war, flog es sogar ein schönes Stück, bis es endlich Frau Holles Haus erreicht hatte. Es trat durch das Gartentor an dem noch ein paar Tropfen Pech klebten, lief durch den Garten und rief dabei laut: „Frau Holle! Frau Holle!“ „Wer ruft denn nach mir?“, kam die Antwort hinter dem Haus hervor. „Ich, Frau Holle, das Englein Goldhaar!“ „Das Englein Goldhaar besucht mich?“, antwortete sie, während sie ums Hauseck kam und ihre Hände in der Schürze abwischte. „Was führt dich denn zu mir? Möchtest du mir vielleicht helfen, die große Tuchent zu schütteln, damit es auf der Erde schneit? Es ist sowieso bald Zeit dafür!“ „Nein, nein, deswegen bin ich nicht hier!“ entgegnete Goldhaar schnell, es möchte eigentlich das Gegenteil erreichen. „Was willst du dann von mir? Oder besuchst du mich nur, weil du mich kennen lernen wolltest?“ „Ja, das auch, aber ich habe auch eine ganz große Bitte an dich!“ „Und welche?“, wollte nun Frau Holle wissen, sie war inzwischen etwas neugierig geworden! „Ach bitte Frau Holle, erfülle mir nur den einen Wunsch, lass es auf der Erde nicht mehr schneien“, bat das Englein, „schüttle deine Tuchent nicht mehr aus!“ Mit solch einem Wunsch hatte die gute Frau natürlich nicht gerechnet, sie musste erst einmal tief Luft holen, um sie durch die zusammen gepressten Lippen wieder auszustoßen! Dabei stemmte sie ihre beiden Hände in die Hüften, worauf sie wie aufgeblasen aussah. „Wie stellst du dir das eigentlich vor?“ antwortete sie darauf, „warum soll ich es nicht mehr schneien lassen auf der Welt? Kannst du mir das erklären?“ „Ja, weil ich nicht möchte, dass auf der Erde Schnee fällt und die Kinder Schlitten fahren können!“ „Und was hat das mit dir zu tun?“, war Frau Holles forsche Antwort. Sie konnte und wollte nicht glauben, dass ein Engel solch einen Wunsch äußerte. Darauf antwortete das Englein: „Ich möchte einfach nicht, dass die Kinder im Winter Schlitten fahren und ich kann ihnen bei dem lustigen Treiben nur zuschauen! Dabei möchte ich selbst so gerne auf die Erde hinunter und inmitten der Kinder an dem Spaß teilhaben! Aber wir Englein dürfen ja nicht hinunter!“ Voll Trotz presste es das zarte Kinn fest an seine Brust und verschränkte dabei die kleinen Arme.
Frau Holle gefiel das Verhalten von Goldhaar gar nicht und wies es mit den Worten zu recht „Weißt du was, solch einen Wunsch kann und will ich dir nicht erfüllen! Sieh zu, dass du wieder in deinen Wolkengarten zurückkehrst! Solch einen neidischen Engel will ich nicht bei mir haben, der die Kinder bestrafen will, nur weil er selbst dieses eine Vergnügen nicht haben kann! Und außerdem ist dein neidisches Verhalten eines Engels unwürdig! So, jetzt geh und denk über meine Worte nach!“ Abrupt drehte sie sich um, ohne ein jegliches weitere Wort zu verlieren und ließ den kleinen Trotzkopf einfach stehen!

Bitter enttäuscht machte sich Goldhaar langsam auf den Weg zurück zum Wolkengarten. Beim Durchqueren des schönen Gartentors aber huschte es ganz schnell durch, denn es wusste, dass dieses Tor früher schon einmal einem Mädchen zum Verhängnis wurde, mit dem Frau Holle nicht zufrieden war! Drückte es etwa gar das schlechte Gewissen?

Wieder lehnte das neidische Englein am Wolkenfenster und sah auf die Erde hinunter. Es hatte noch nicht geschneit. Aber bald wird Frau Holle ihre große Tuchent schütteln und überall da unten würde es weiß sein! Dann werden die Kinder kommen und Schlitten fahren, so wie jedes Jahr!
Wie soll ich es bloß anstellen, damit es nicht schneit? Angestrengt dachte Goldhaar nach und dabei entlockte es ihm einen tiefen Seufzer! Es hatte nur mehr diesen einen Wunsch im Kopf – es nicht mehr schneien zu lassen auf der Erde. Die mahnenden Worte von Frau Holle aber waren längst vergessen!
Lange noch zermarterte es sich das kleine Gehirn, bis es plötzlich ruckartig aufsprang und vor Freude hüpfte! Es schien, als wäre ihm jetzt die rechte Idee eingefallen, um endlich das langersehnte Ziel zu erreichen!

Wieder machte es sich auf den Weg zu Frau Holle. Diesmal achtete es aber darauf, dass es von niemandem gesehen wurde. Jedes kleine Wölkchen nutzte es aus, um sich dahinter zu verbergen, wenn gerade ein Engel vorbeikam! Sobald es sich wieder sicher fühlte, setzte es seinen Weg fort.
Bald schon leuchtete ihm das große, himmelblaue Haus mit seinen bunten Fensterläden entgegen. Jetzt hieß es vorsichtig sein! Wo mag sich Frau Holle gerade aufhalten?
Langsam schlich Goldhaar durch den Garten, jede Deckung nutzend! Seine wachsamen Augen tasteten das Haus ab und endlich sah es, wonach es suchte. Ganz oben, aus dem großen Dachfenster, die Läden weit geöffnet hing jenes Ding, das dem kleinen Englein so viel Kummer bereitete – die Tuchent! Da hinauf musste es!
Ein kurzer Blick ums Hauseck sagte ihm, dass Frau Holle weit hinten im Garten beschäftigt war. Jetzt musste es sich beeilen, es wollte auf keinen Fall bei seinem Vorhaben entdeckt werden! Die kleinen Flügel schwingend, schwebte es empor zum Dachfenster und stieg ins Zimmer ein! Mit aller Kraft stemmte es den schweren Teil im inneren des Zimmers in die Höhe und schon kippte die blütenweiße, gewichtige Tuchent aus dem Fenster und sauste hinab in den Garten dass die Federn nur so stoben!

Das war der Moment auf Erden, als es gerade ein paar Flocken zu schneien begann und sich die Kinder schon freuten, denn jetzt konnten sie ihre Schlitten wieder hervorholen! Aber daraus wurde leider nichts, denn Englein Goldhaar wollte es anders! Und so mussten die vielen Mädchen und Buben noch warten, enttäuscht darüber, dass nur so wenig Schnee gefallen war!

Englein Goldhaar aber stand vor einem neuen Problem! Wie sollte es dieses schwere Stück weg von hier hinüber in den Wolkengarten schaffen? Erst wollte es fliegen, aber die Tuchent war einfach nicht in die Höhe zu bringen! So sehr es sich auch bemühte, es wollte nicht gelingen! Vor sich hertragen war auch nicht möglich und auf den Rücken laden klappte auch nicht!
So blieb ihm nur die eine Möglichkeit, das große Stück hinter sich her zu schleifen. Es nahm einen Polsterzipf in die Hände, legte ihn über die Schulter, stemmte die kleinen Füße gegen den Boden und zog, vorwärtsgebeugt die schwere Last weg von Frau Holle`s Haus. Puh, war das eine Schwerarbeit! So anstrengend hatte es sich dieses Vorhaben nicht vorgestellt! Aber es wollte nicht, dass es auf der Erde schneite und das verlieh ihm enorme Kräfte.
Bis tief hinein in den Wolkengarten schleppte es die große Tuchend und dort, hinter einem großen Wolkenhaufen, versteckte es das schwere Stück!
Zufrieden mit sich und der geleisteten Arbeit flog Goldhaar danach zum Wolkenfenster. So, als ob nichts gewesen wäre, lehnte es sich hin und sah mit vergnügtem Gesichtchen auf die Erde hinunter. Alles war grün, kein Schnee weit und breit! Und so sollte es auch bleiben!

Frau Holle aber bemerkte von alledem nichts und arbeitete weiter in ihrem Garten. Später, nach getaner Arbeit kehrte sie in ihr Haus zurück, zufrieden mit ihrer Leistung. Für diesen Tag war sie fertig. Sie brauchte nur noch die große Tuchent schütteln, denn ab heute will sie es auf der Erde schneien lassen! Es ist auch schon höchste Zeit, die Kinder warten bereits sehnsüchtig auf Schnee!
Gründlich wusch sie sich noch die Hände, denn ungewaschen wollte sie ihre blütenweiße Tuchent nicht angreifen! Nach einem kurzen Blick in den Spiegel richtete sie sich ihre weiße Haube mit den großen Spitzen zurecht und streifte fast liebevoll ihr hellblaues Kleid mit der dunkelblauen Schürze glatt. Zum Schluss zog sie noch ihre weißen Holzschuhe an, die sie immer vor der großen Stiege abstellte! In diese schlüpfte sie nur dann, wenn sie die Tuchent schütteln ging!

Mit Bedacht stieg Frau Holle Stufe für Stufe die lange, breite Stiege hinauf zum Zimmer, in dem ihr großes Himmelbett stand. Die Tuchent hatte sie vor dem Frühstück über das Fensterbrett gehängt, damit sie gut durchlüftet wird. In einem Eck stand ein wunderschöner Taubenkäfig, in dem sich zwei weiße Tauben tummelten. Kaum hatte sie das Zimmer betreten, da gurrten die Vögel aufgeregt, gerade so, als wollten sie ihr etwas Wichtiges erzählen!
„Na, meine Schätzchen, was ist denn los mit euch? Warum seid ihr denn so aufgebracht? Ist etwas geschehen?“ Und während sie mit ihren gefiederten Freunden sprach und ihnen Wasser und Körner gab, gurrten die Tauben weiter und flatterten mit den Flügeln, so dass Frau Holle stutzig wurde! Irgendetwas musste vorgefallen sein!
Langsam drehte sie sich um und blickte in den Raum. Ihr fiel im ersten Moment nichts Verdächtiges auf, bis ihr suchender Blick das Fenster streifte! Und da glaubte sie, ihren Augen nicht zu trauen! Die Tuchent war weg! „Nein!“, rief sie und schlug beide Hände vor den Mund, „das darf doch nicht wahr sein, das kann`s einfach nicht geben! Mein gutes Stück ist fort!“
Aufgeregt lief Frau Holle im Zimmer auf und ab, sah in jeden noch so kleinen Winkel, aber sie war nicht mehr da! „Ich wollte sie doch heute noch fest schütteln, damit es auf der Erde schneit! Was werden da die Kinder sagen, wenn diesen Winter kein Schnee fällt? Böse werden sie auf mich sein, dabei kann ich doch gar nichts dafür!“, stammelte sie. Fast weinen könnte die gute Frau, aber es half alles jammern nichts – das gesuchte Stück blieb verschwunden!
Der erste Schreck legte sich allmählich und sie fing klar zu denken an. Wo konnte die Tuchent bloß hingekommen sein? Im Himmel ist doch noch nie etwas gestohlen worden!! Nein, gestohlen wurde sie sicher nicht – aber vielleicht hatte sich jemand einen dummen Scherz erlaubt? Hin und her überlegte Frau Holle, bis sie plötzlich glaubte, die richtige Spur gefunden zu haben!
Steckte hinter diesem Streich etwa gar das Englein Goldhaar? Möglich wäre es, denn es bat mich erst kürzlich, es nicht mehr schneien zu lassen. Ich muss es suchen und schnell finden!
Eilig wanderte sie durch den großen Wolkengarten, suchte überall dort wo sie glaubte, das Englein zu finden! Doch das Glück war ihr nicht hold! Sie fand weder den kleinen Engel, noch die Tuchent! Unzählige Englein fragte sie, aber keines wusste etwas, niemand hatte Goldhaar gesehen.

Tag um Tag verstrich, leider erfolglos! Aber Frau Holle gab die Suche noch lange nicht auf. Sie musste einfach erfolgreich sein, schließlich war Weihnachten nicht mehr weit! Spätestens da sollte es geschneit haben! Die Kinder werden schon ungeduldig und blicken immer wieder zum Himmel herauf in der Hoffnung, es würde bald zu schneien beginnen! Diese und noch viele andere Gedanken kreisten ständig in ihrem Kopf herum!
Wieder fragte sie einen Engel und siehe da, ihre hartnäckige Suche hatte endlich Erfolg! Er wies ihr den Weg, wo er Goldhaar gesehen hatte. Sie hätte im Moment jubeln können vor Freude, aber dann dachte sie zurück an die beschwerliche Suche.
Schnell war die beschriebene Stelle gefunden. Langsam ging sie um den Wolkenhaufen herum und da erblickte sie beide – ihre Tuchent und das Englein Goldhaar, das sich gerade kuschelnd darin vergnügte! Als es aber Frau Holle entdeckte, sprang es erschreckt auf und stand einen Moment wie zu einer Salzsäule erstarrt vor ihr! „Frau…. Frau….Holle!?“ stotterte es dahin, doch diese schnitt ihm das Wort ab!
„Sag einmal du Lause(b)engel, du willst ein Engel sein? Weißt du denn nicht, dass sich hier oben im Himmel niemand einen solchen Scherz erlauben darf?“, donnerte Frau Holle mit fester Stimme auf ihn ein. „Wenn der heilige Petrus von deiner schlimmen Tat erfährt, wird er dich sicher dafür bestrafen!“
„Bitte….,bitte, Frau Holle,“ stammelte der neidische Engel, „ich habs gar nicht böse gemeint! Ich habe die Tuchent ja nur verstecken wollen, damit du es nicht schneien lassen kannst! Glaube mir, ich mache es sicher nie wieder, großes Ehrenwort!“ „Na gut,“ erwiederte sie, „ich will dir glauben und dir verzeihen! Aber jetzt musst du mir helfen, dieses schwere Stück wieder zurück zu tragen! Ich muss mich schon beeilen und es schneien lassen!“ „Ja, Frau Holle, natürlich helfe ich dir! Gemeinsam trugen sie die große, schwere Tuchent den langen Weg zurück zu Frau Holles Haus. Es war ihnen ganz schön warm geworden bei der anstrengenden Schlepperei und beide waren froh, als sie endlich das Haus erreicht hatten!
„Tragen wir sie gleich hinauf?“, wollte das Englein wissen. „Natürlich! Ich muss auch gleich fest schütteln! In ein paar Tagen ist schon das heilige Fest und da muss die ganze Landschaft da unten mit Schnee bedeckt sein!“
Bald hatten sie Frau Holle`s wichtigstes Stück an jenen Platz zurück gebracht, wo es auch hingehörte. Dann begannen sie zu schütteln und das Englein half kräftig mit! Und sie schüttelten so stark, als ob sie all die verlorene Zeit wieder aufholen müssten!

Die alte Dame aber, die so viel Güte und Wärme ausstrahlte, war sichtlich erleichtert und lächelnd betrachtete sie das Englein. Goldhaar aber war froh, dass es von ihr nicht bestraft worden war und fragte mit zarter Stimme: „Und…. und weil ich so viel angestellt habe – bist du mir auch nicht mehr böse deswegen, Frau Holle?“ Aber nein, sie war ihm nicht mehr böse. Es musste ihr nur versprechen, nie mehr neidisch auf die Erdenkinder zu sein! Dieses Versprechen gab das Englein gerne und seit jener Zeit verband das neidische Englein und Frau Holle sogar eine enge Freundschaft!

Wie es für Goldhaar schon lange zur Gewohnheit geworden war, lehnte es auch diesmal am Wolkenfenster, als es von weit hinten eine kräftige Stimme vernahm, die seinen Namen rief! „Goldhaar! Goldhaar!“ Wer mag da wohl nach mir rufen? Da sah es in einiger Entfernung den großen Engel mit den mächtigen Flügeln auf sich zukommen. „Hier bin ich!“, rief es ihm entgegen.
„Hör zu, was ich dir zu sagen habe! Petrus hat von deinem Scherz gehört und sehr gelacht, obwohl deine Tat alles andere als lustig war! Das hat er noch nie gehört, dass jemand der Frau Holle die Tuchent versteckt hat. Und weil dir Frau Holle verziehen hat, sollst du auch nicht von höchster Stelle bestraft werden!
Wenn du möchtest, kannst du das Christkind am Heiligen Abend mit auf die Erde begleiten und während es die vielen braven Mädchen und Buben beschenkt, darfst du einstweilen auf einer großen Wiese Schlitten fahren!“
Und ob das kleine Englein möchte! Vor Freude flog es hin und her und konnte den Heiligen Abend kaum mehr erwarten! Dann fuhr der große Engel fort: „Nur eines noch musst du dem heiligen Petrus versprechen – nie mehr neidisch auf die Kinder zu sein!“ Darauf antwortete der kleine Lause(b)engel: „Nein nein, lieber Engel, sag dem lieben Herrn Petrus, ich werde bestimmt nie mehr neidisch sein!“

So kam es, dass an jenem Weihnachtsabend, während das Christkind die Geschenke an die Kinder verteilte, das Englein Goldhaar ganz alleine Schlitten fahren durfte! Es war so sehr begeistert von diesem herrlichen Vergnügen im Schnee, dass es sich wünschte, der Heilige Abend möge nie zu Ende gehen!

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