Das kleine Kamel und sein kleiner Engel

Anneliese Kranzberger

Weihnachtsgeschichte für Kinder von 4 bis 8 Jahre mit Bezug auf die Geburt Jesus
und die Erscheinung der Heiligen drei Könige.

Vor vielen tausend Jahren lebte ein zu klein gewachsenes Kamel in der Nähe von Bethlehem. Mit viel Mühe und Fleiß erledigte es täglich die schweren Arbeiten seines Herrn. Aber er behandelte es gut und nach ganz langen mühevollen Tagen gab es immer eine extra Portion knackiger Sträucher. So hatte sich das kleine Kamel mit seinem kargen Leben abgefunden, bis zu jener Nacht, als ihm ein kleiner Engel erschien. Zuerst wusste das kleine Kamel nicht wie ihm geschah, denn von Engeln wusste es rein gar nichts und geschweige, dass es je einen gesehen hätte. Doch der kleine Engel war froh gelaunt und plapperte mit seiner hellen Stimme einfach darauf los.

Kamel und Engel

„Ich bin ein kleiner Engel und komme vom Himmel! Man schickt mich zu dir, um dir zusagen, dass du für eine besondere bevorstehende Aufgabe auserkoren worden bist. Denn bald wird, in einem alten Stall bei Bethlehem, etwas wunderbares Geschehen, und du sollst bei diesem Ereignis eine besondere Rolle spielen!“ Der Engel lächelte dabei, aber dem kleinen Kamel wurde es bange, sodass es mit schlottrigen Knien antwortete.

„Warum ich? Ich bin doch nur ein zu klein gewachsenes Kamel. Du willst dich wohl lustig über mich machen. Und was soll schon so wunderbares Geschehen, an dem ausgerechnet ich – ich klein wüchsiges Kamel, teilhaben soll!“

Der kleine Engel hatte sich neben dem kleinen Kamel niedergelassen und lächelte immer noch mit einer Herzlichkeit, dass  es  dem  kleinen  Kamel  nun  doch  ganz  warm  ums Herz wurde.

„Glaub mir! Man schickt mich nicht umsonst! Also sei wachsam, denn du weißt nicht, wann dieses Wunderbare geschehen wird!“, und somit schwang sich der kleine Engel in die Höhe und verschwand. Doch nach diesem seltsamen nächtlichen himmlischen Besuch kam das kleine Kamel einfach nicht mehr zur Ruhe. Immerzu, die Augen zum Himmel gerichtet, erledigte es nun seine Arbeit, in der Hoffnung der kleine Engel würde wieder kommen, um ihn von seiner Unwissenheit zu erlösen. Aber nichts dergleichen geschah! Weil, das kleine Kamel aber, fortlaufend an den kleinen Engel denken musste, vergaß es ganz, was um ihn herum geschah, so dass es eines Abends in der Stadt Bethlehem, beinahe mit einem Mann und einer Frau heftig zusammen gestoßen wäre. Sie standen vor einer Herberge und klopften an dessen Tür. Sie wurde ihnen auch geöffnet, aber sie wurde auch gleich wieder verschlossen. Das kleine Kamel musste sie dabei beobachten und da meinte es plötzlich, den kleinen Engel bei ihnen gesehen zu haben. Verwirrt schüttelte es den Kopf und drückte ganz fest seine Augen zu. Als es die Augen wieder öffnete, waren der Mann und die Frau schon zur nächsten Herberge gegangen. Das kleine Kamel starrte ihnen immer noch ungewollt hinterher. Auch dort klopften sie an die Tür, und es wurde ihnen abermals aufgetan, aber abermals wurden sie dort auch gleich wieder weiter verwiesen. Doch das kleine Kamel verstand nicht, warum es sich von den beiden  Fremden  so angezogen fühlte. Es hatte sie noch nie hier in Bethlehem gesehen. Als der Dienstherr es an seinem Halfter zog, wachte es schließlich wieder aus seiner Befangenheit auf.

Mit einem noch letzten prüfenden Blick auf die beiden Fremden, machte es sich mit ihm auf den Nachhauseweg. Zuhause legte es sich an seinen gewohnten  Platz  zum  Schlafen.  Aber,  obwohl  es  hundemüde war, wollte der Schlaf nicht über ihn kommen. Es rangelte sich hin- und her, scharrte nervös mit den Füßen, als es plötzlich den fremden Mann und die fremde Frau aus Bethlehem auf sich zu kommen sah. Ganz nahe gingen sie an ihm vorbei und die Frau hatte große Mühe Schritt zu halten. Das kleine Kamel verhielt sich ganz ruhig, schaute nur verwundert den beiden Fremden nach, die auf einen alten zerfallenen Stall zusteuerten. Danach war das zu klein gewachsene Kamel ganz durch den Wind. Es konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. „Was ist das nur mit mir? Warum kann ich nicht mehr zur Ruhe kommen? Was habe ich schon mit den beiden Fremden zu tun?“

Doch, es musste sich weiter mit diesen Fragen herumquälen, bis sich plötzlich der Himmel eigenartig erhellte und ein riesiger Stern mit Schweif zu sehen war. Das kleine Kamel geriet nun völlig außer sich. So einen Stern hatte es noch nie gesehen. So prächtig, famos und Tausendschön war er anzusehen. Eine ganze Weile verharrte es wie versteinert vor dem Stern.

„Ist dieser Stern das Wunderbare, das Geschehen soll!“, fragte sich das kleine Kamel. „Hat der kleine Engel diesen strahlenden Stern damit gemeint!“ Schließlich zog der Stern weiter und das kleine Kamel konnte nur noch erkennen, wie er über einen alten Stall thronte und sein Leuchten darüber noch kräftiger und strahlender zu wirken schien, als zuvor. Das kleine Kamel war sehr unruhig, aber plötzlich stand wieder der kleine Engel vor ihm und strahlte ihn an.

„Du brauchst keine Angst zu haben. Dieser Stern ist nur ein Teil von dem Wunderbaren das du erleben wirst. Sehr bald wirst du mit einer Aufgabe vertraut werden, die dich zum Ziel des Wunderbaren, was geschehen ist, führen wird!“

Das  kleine  Kamel stand  mit  offenem  Maul und spitzen Ohren vor dem kleinen Engel und lauschte begierig seinen Worten. Alle Unruhe fiel wie Blei von ihm ab und es empfand plötzlich eine solche Freude, dass es juchzend aufsprang und den kleinen Engel antwortete. „Ja, ich werde auf das Wunderbare warten! Ich bin für alles Gute bereit!“

Da verschwand der kleine Engel wieder und das kleine Kamel rührte sich nicht mehr von der Stelle. Selbst sein Dienstherr konnte es nicht mehr zur Arbeit bewegen, doch er meinte, es wäre krank und versuchte so, es mit viel Liebe und guten Futter wieder aufzupäppeln. Das kleine Kamel war dankbar dafür, aber es spürte, dass es noch verweilen musste, um für das Wunderbare das Geschehen ist, zur Stelle zu sein.

Der schöne helle Stern mit Schweif, erschien auch den drei Weisen vom Morgenland, die ihm nun folgten, um den geborenen Erlöser der Welt sehen und lobpreisen zu können. Sie hatten ihm viele Geschenke – Gold, Weihrauch und Myrrhe auf ein Kamel gepackt, dass nun schwer an der Last zu tragen hatte. Aber das genügsame Kamel folgte ohne zu murren seinen drei Weisen, die auf den hinweisenden Stern vertrauten. Als sie auf ihren Weg, auch an dem kleinen wartenden Kamel vorbei kamen, hielten sie bei ihm an und einer der drei Weisen bat sogleich seinen Dienstherrn, ihnen das kleine Kamel auszuleihen, damit es dem anderen Kamel die schwere Last tragen helfen konnte.

„Es sind Geschenke für den geborenen Heiland. Wir wollen zu ihm und ihm huldigen. Danach wirst du dein Kamel wieder zurückbekommen!“

Aber, das kleine Kamel wartete schon sehnsüchtig auf diesen Moment und sprang deshalb vor seinen Dienstherren aufgeregt auf und ab und tänzelte bereitwillig um das andere Kamel herum. Da verstand auch er und hatte keine Einwände. So wurde die halbe Last von dem großen Kamel auf das kleine Kamel übertragen, dass aber dabei keine schwere Bürde verspürte, sondern die Last, wie weiche Federn empfand. So zogen sie weiter, immer den Stern folgend und plötzlich gesellte sich der kleine Engel vom kleinen Kamel dazu und lächelte immerzu. Schließlich erreichten sie den Stall, indem der Heiland der Welt geboren wurde. Er lag in einer Krippe, von göttlichem Licht umgeben und Maria und Josef standen bei ihm. Die heiligen drei Weisen knieten vor ihm nieder und beteten es an. Auch das kleine Kamel warf sich auf den Boden, vor so viel göttlicher Ehr und war so dankbar dafür, dass es auserkoren worden war, einen Teil der darbringenden Gaben für das Jesuskind, tragen haben zu dürfen. Sein Engel hatte Recht, dass etwas Wunderbares geschehen wird. Und es, als unscheinbares klein wüchsiges Kamel, durfte dieses Wunderbare miterleben. Als die drei Weisen die Geschenke dargebracht und dem Kind in der Krippe genug gehuldigt hatten, machten sie sich wieder auf  den  Weg.  Doch,  das  kleine  Kamel  kehrte  zu  seinen  Dienstherren zurück. Aber seit jener Stunde an, da es den geborenen Heiland gesehen hatte, war jede schwere Last, keine Last mehr für ihn, sondern nur noch eine federleichte Bürde.

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